01.08.2023Salzburg

Junge Restauratorin leitet Werkstätten im Landesarchiv

Svenja Tempich haucht historischen Dokumenten wieder Leben ein / Skalpell, Pinsel und viel Geduld

(LK)  Das Landesarchiv hat mit Svenja Tempich seit April 2023 eine neue Werkstättenleiterin. Die junge Restauratorin sorgt dafür, dass die oft Jahrhunderte alten Dokumente erhalten bleiben. Tipp für Interessierte: Ein Einblick in die Archivalien ist im Rahmen einer Führung möglich.

Restaurierung, Buchbinderei und Digitalisierung sind die drei Bereiche, für die Svenja Tempich als Werkstättenleiterin im Landesarchiv in der Michael-Pacher-Straße in der Stadt Salzburg verantwortlich ist. Alte Bücher, historische Landkarten, oft jahrhundertealte Aktenstücke und Fotos zählen zu den häufigsten Objekten, die auf ihrem Tisch landen.

Faszination für Papier und Bücher

Svenja Tempich hat sozusagen ihren Traumberuf gefunden und er bildet im wahrsten Sinne des Wortes eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, wertvolles Wissen kann so weitergegeben werden. „Ich war schon immer von Papier und Büchern fasziniert. In meinem Beruf kommt man oft als einzige Person physisch an besondere Werke heran und sorgt dafür, dass sie lange erhalten bleiben und jede und jeder sie in verbessertem Zustand benutzen oder zumindest anschauen kann.“

Zeitintensive Restaurierung

Die Restaurierung alter Dokumente muss mit besonderer Präzision und Vorsicht erfolgen. „Die Arbeit an einzelnen Objekten kann sich mit den nötigen Unterbrechungen - wie zum Beispiel für die Trocknung - über Wochen oder gar Monate erstrecken“, informiert Tempich. Es braucht also nicht nur Wissen und handwerkliches Können, sondern auch eine Portion Geduld.

„Wohlfühlbereiche“ für Papier und Fotos

Restaurierung ist sehr weit gefächert, auch die Konservierung gehört dazu. „Als präventive Maßnahme dürfen die Archivalien nur bei der richtigen Temperatur – das sind zwischen 19 und 21 Grad – und einer stabilen Luftfeuchtigkeit von 45 bis 55 Prozent gelagert werden“, so Tempich, die ergänzt: „Bei Fotos sieht das jedoch anders aus, sie sollten so kühl wie möglich gelagert werden.“

Alt, aber gut

Man möchte meinen, dass es die ganz alten Dokumente sind, die besondere Aufmerksamkeit für eine Restaurierung bedürfen. In der Praxis sieht es jedoch nicht so aus. „Früher wurden Materialen verwendet, die viel beständiger sind, sogenanntes Hadernpapier aus Alttextilien wie Hanf oder Flachs. Aus Kostengründen kamen später vor allem holzhaltige Fasern, die das säurehaltige Lignin beinhalten, zum Einsatz, die das Papier schneller abbauen“, so Tempich. 

Quarantäne für Bücher

Die Bestände des Salzburger Landesarchivs wachsen, vor allem aus dem Bereich der Landes- und Bezirksverwaltung, laufend. Nach der Übernahme müssen die einzelnen Objekte im Falle des Falles - das ist insbesondere bei Schimmelbefall - in einen Quarantäneraum. „Bevor wir etwas in den Speichern lagern können, müssen wir auf Schimmelsporen testen. Ist der Test positiv, folgt eine Quarantäne und eine fachgerechte Reinigung“, informiert die Werkstättenleiterin.

Japanpapier und Weizenstärke

Wenn trotz optimaler Lagerung Schäden auftreten oder Objekte beschädigt im Archiv einlangen, dann zückt Svenja Tempich Skalpell, Falzbein, Spatel und Pinsel. Als besonders geeignetes Material für Restaurierungen kommt Japanpapier, ein sehr reißfestes und alterungsstabiles Papier, das mit Weizenstärke gekleistert wird, zum Einsatz.

Tipp: Landesarchiv für jedermann

Ein Blick hinter die Kulissen des Landesarchivs, Forschen oder einfach nur ein Schmökern in alten Schriftstücken ist nach Voranmeldung möglich. Besonders schützenswerte oder sehr oft von den Benutzern des Archivs angefragte Objekte werden in der mit Spezialgeräten ausgestatteten Reprostelle in den Werkstätten digitalisiert – die wertvollen Archivalien werden dann nicht mehr im Original vorgelegt. Somit bleibt sichergestellt, dass diese unwiederbringlichen Zeugnisse der Geschichte Salzburgs die nächsten Jahrhunderte überdauern.

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