17.11.2021St. Gallen

Im Zeichen der Waldbiodiversität

Der St.Galler Tag des Waldes 2021 steht ganz im Zeichen der Waldbiodiversität.

Der Wald beherbergt mehr als 40 Prozent der bei uns vorkommenden Tiere und Pflanzen und ist somit für die Biodiversität von grosser Bedeutung. Die flächendeckende, naturnahe Waldbewirtschaftung bildet die Basis für die hohe Arten- und Lebensraumvielfalt.

In seinem Grusswort an der Medienveranstaltung zum Tag des Waldes in Henau wies Regierungsrat Beat Tinner darauf hin, dass die Biodiversität ein Schwerpunktthema der St.Galler Regierung ist. Biodiversität stehe für die Vielfalt und die Vernetzung von Lebewesen und Lebensräumen. Doch diese Vielfalt sei gefährdet. Gemäss Tinner ist die Sorge um die Zukunft dieser Naturwerte berechtigt. Gleichzeitig liegen hier aber auch grosse Chancen, die Artenvielfalt zu erhalten und sogar zu fördern. In diesem Sinn gibt die Regierung mit der «Biodiversitätsstrategie St.Gallen 2018–2025» Gegensteuer. Tinner ist überzeugt, dass die Biodiversitätsstrategie massgeblich dazu beitragen wird, die biologische Vielfalt im Kanton langfristig zu erhalten und zu verbessern.

Regionalförster Raphael Lüchinger und Projektförster Andreas Hefti informierten über die besondere Bedeutung des Waldes für die Artenvielfalt. Der Wald ist ein Hotspot der Biodiversität. Mehr als 40 Prozent der Tiere und Pflanzen, die bei uns vorkommen, sind auf den Wald angewiesen. Erhebungen der Vogelwarte Sempach zeigen, dass sich die Artenvielfalt im Wald stabilisiert, ja zum Teil sogar verbessert. Die Forstleute wiesen darauf hin, dass trotzdem weitere Anstrengungen nötig sind, zum Beispiel durch die Aufwertung von Waldrändern, das Ausscheiden von Waldreservaten oder die gezielte Pflege der Auenwälder.

Auenwälder sind ökologische Perlen

Die Thurauen sollen zu einem wichtigen Lebensraum für Amphibien werden. Amphibienexperte Jonas Barandun erklärte, wie sich die Thurauen im Laufe der Zeit verändert haben. Anhand konkreter Objekte zeigte er, wie der Artenschutz entlang von Flussräumen gefördert werden kann.

Marco Bruggmann, Projektleiter Orts- und Siedlungsentwicklung der Gemeinde Uzwil, erläuterte, welche Ziel die Politische Gemeinde Uzwil in den Thurauen verfolgt und wie diese umgesetzt werden. Die Gebiete entlang der Thur sind nicht nur aus ökologischer Sicht wertvoll, sondern auch ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bevölkerung. Die Gemeinde will Natur- und Freizeiterlebnisse an der Thur weiterhin ermöglichen. Das Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung soll mit einer übergeordneten Planung und gezielter Lenkung der Erholungssuchenden entschärft werden.

Waldränder

Struktur- und artenreiche Waldränder bilden einen äusserst wichtigen Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Dank dem Lichtangebot ist der Waldrand für viele Pflanzen der Kraut- und Strauchschicht ein günstiger Lebensraum. Vom Blütenreichtum und den Beeren profitieren Insekten, Vögel und diverse Kleinsäuger. Zudem bietet der Waldrand Deckung für etliche Tiere. Im Rahmen von Projekten werden ökologische Waldrandaufwertungen vom Kanton unterstützt. Im Kanton St.Gallen beträgt die gesamte Waldrandlänge rund 14'000 Kilometer. Das Potenzial für ökologische Aufwertungen ist fast unerschöpflich. Diese Massnahmen sind aber auch aufwändig und kostenintensiv.

Waldreservate

Mit der Ausscheidung von Waldreservaten werden einerseits natürliche Prozesse zugelassen (Naturwaldreservate) und andererseits der Lebensraum für seltene Arten aufgewertet (Sonderwaldreservate). Je nach Waldreservat verpflichtet sich der Waldeigentümer für eine Zeitdauer von 50 Jahren keine Eingriffe im Wald vorzunehmen oder speziell definierte Fördermassnahmen auszuführen. Bund und Kanton leisten fachliche und finanzielle Unterstützung. Das Ziel, zehn Prozent der gesamten Waldfläche als Waldreservat vertraglich zu sichern, hat der Kanton zu zwei Dritteln erreicht. Der Abschluss einiger weiterer grösserer Waldreservatsverträge im Toggenburg und im Sarganserland steht an, so dass das Zehn-Prozent-Ziel in absehbarer Zeit erreicht werden kann.

Auenwälder

Auenwälder sind ökologische Perlen, vor allem Weichholzauen, die der Flussdynamik unterworfen sind. Hier gedeihen Pionierbaumarten wie Weide, Erle oder Pappel, die im restlichen Wald kaum Überlebenschancen haben. Zudem beherbergt der Auenwald eine sehr artenreiche Strauchschicht. Die Pflanzenvielfalt führt zu einer ebenso reichhaltigen Fauna. Mit den grossen Flusskorrekturen im vorletzten Jahrhundert und der Intensivierung der Landwirtschaft sind Auenwälder allerdings selten geworden. Die verbleibenden Restbestände gilt es zu hegen und zu schützen.

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