08.03.2022Graubünden

Gletschermessungen zunehmend schwieriger

Die Gletscher in der Schweiz sind nicht nur von grossem wissenschaftlichen Interesse, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht relevant.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden die Gletscher im Kanton Graubünden im Rahmen von schweizweit koordinierten Erhebungen jährlich vermessen. Die Vermessung vieler Gletscherzungen gestaltet sich aufgrund des Gletscherschwunds seit einigen Jahren zunehmend schwieriger.

Das Amt für Wald und Naturgefahren misst im Auftrag von und in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Gletschermessnetz (GLAMOS) jedes Jahr die Gletscherzungen von rund 20 Gletschern in Graubünden mit GPS ein. Die Glaziologinnen und Glaziologen bei GLAMOS kombinieren die vor Ort erhobenen Daten mit Informationen aus Luftbildern, um die Ausdehnung der Gletscher zu ermitteln. Diese Aufnahmen, die teilweise weit über 100-jährige Messreihen weiterführen, gestalten sich in vielen Fällen zunehmend schwieriger.

Trotz grosser Schneemengen im Winter 2020/2021 und einem im langjährigen Vergleich kühlen Sommer weisen die Gletscher im Kanton Graubünden auch im Jahr 2021 wieder einen Masseverlust auf.

Gletscherschwund durch Klimawandel deutlich messbar
Trotz grosser Schneemengen im Winter 2020/2021 und einem im langjährigen Vergleich kühlen Sommer weisen die Gletscher im Kanton Graubünden auch im Jahr 2021 wieder einen Masseverlust auf. So hat der Vadret da Morteratsch im Oberengadin zur Messung des Vorjahres etwa 57 Meter Länge eingebüsst, was dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre entspricht. Der kontinuierliche Volumenschwund der Gletscher zeigt sich auch an den Gletscherzungen, die sich kontinuierlich zurückziehen. Immer mehr Gletscher haben sich mittlerweile soweit zurückgezogen, dass ihre Zungen in steilen Felsflanken liegen. So können sie aufgrund von dauerndem Stein- und Eisschlag nicht mehr gefahrlos begangen werden. Der Vadret dal Cambrena am Berninapass oder der Glatscher da Punteglias in der Surselva sind nur zwei Beispiele dazu. Andere Gletscher, wie der Vadret da Lischana im Unterengadin oder der Glatscher da Lavaz in der Surselva, sind inzwischen so stark zusammengeschmolzen, dass ihr Gletscherrand unter dem zurückgebliebenen Schutt nur noch schwer erkennbar ist. Insbesondere bei zerfallenden und kleinen Gletschern gelingt die Unterscheidung immer weniger. Als Folge des Klimawandels wird dieses Schicksal den grössten Teil der eingemessenen Gletscher im Kanton Graubünden ereilen.
Die Daten der jährlichen Gletschervermessungen im Kanton Graubünden können auf dem kantonalen Mapservice (Gletscherzungen-Messung) oder bei GLAMOS online erkundet werden.

Auskunftspersonen:

  • Urban Maissen, Kantonsförster, Amt für Wald und Naturgefahren, Tel. +41 81 257 38 51, E‑Mail Urban.Maissen@awn.gr.ch
  • Andreas Huwiler, Geologe, Amt für Wald und Naturgefahren, Tel. +41 81 257 38 67, E‑Mail Andreas.Huwiler@awn.gr.ch

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