13.06.2019St. Gallen

Förster gehören nach draussen

Christof Gantner hat sein Büro auch im Wald dabei

Mit New Work soll es in Zukunft für die Mitarbeitenden des Kantons möglich sein, dann und dort zu arbeiten, wo es einen braucht. Christof Gantner tut das bereits seit zehn Jahren. Der Regionalförster der Waldregion 5 Toggenburg arbeitet kaum an zwei Folgetagen am selben Ort. Wie viele Mitarbeitende des Kantons hat er sein Büro nicht in denselben Räumen wie das übergeordnete Departement. Der dezentrale Arbeitsplatz stellt für den 42-Jährigen aber kein Hindernis dar.

7.00 Es ist noch dunkel, als Christof Gantner sein Büro in Ebnat-Kappel betritt. Der Regionalförster ist meist früh in seinem Arbeitszimmer. Gantner ist bei der Waldregion 5 im Toggenburg stationiert, obwohl das Kantonsforstamt seinen Hauptsitz in der Stadt St.Gallen hat. So arbeitet der Regionalförster dort, wo er gebraucht wird. Geregelte Bürozeiten gibt es für ihn nicht. Das gilt für die meisten Försterinnen und Förster. Sie sind oft unterwegs. «Das ist auch richtig so», findet Christof Gantner, «Förster gehören nach draussen.»

7.45 Er selber kommt allerdings nur selten an die frische Luft. Rund einen Tag pro Arbeitswoche verbringt Christof Gantner im Wald, den Rest der Zeit nehmen Sitzungen und Büroarbeiten in Anspruch. Der Termin heute Morgen in einem Waldabschnitt seiner Region ist für ihn deshalb eine willkommene Abwechslung. Vor dem Termin besucht er das Gemeinschaftsbüro der Revierförster in Wattwil. Die umfunktionierte ehemalige Arztpraxis haben sie 2012 bezogen. Die gemeinsamen Räume bringen laut Gantner viele Vorteile: «Jüngere Mitarbeitende können direkt bei den erfahrenen Förstern Rat holen, ohne E-Mails zu schreiben oder zu telefonieren.» Die Jungen würden sich dafür besser mit den modernen Arbeitsverfahren und technischen Geräten auskennen und können in diesem Bereich ihre Hilfe anbieten.

8.00 Trotz Novemberwetter und Nebel machen sich Christof Gantner und Revierförster Roman Brazerol in Bergschuhen und Regenjacken auf in den Wald. Dort treffen sie den Inhaber eines forstlichen Ingenieurbüros. Vor rund zwei Jahren hatte ein Erdrutsch einen Teil des Waldes und die durch ihn führende Strasse zerstört. Nun soll die Waldstrasse wieder aufgebaut werden, sodass Holzlastwagen durchfahren können. Das Gelände wurde schon mehrfach begutachtet, denn der Wiederaufbau ist komplex. Da ein Gewässer durch den Waldabschnitt fliesst, müssen die Förster das Projekt nicht nur mit dem Waldeigentümer und dem Tiefbauamt, sondern auch mit dem kantonalen Wasserbauer oder dem Fischereiaufseher koordinieren. «Dank unseren technischen Hilfsmitteln ist das kein Problem mehr», sagt Christof Gantner. Der studierte Forstingenieur trägt sein Mobiltelefon immer bei sich, oft auch den Laptop. Die Digitalisierung hilft den Försterinnen und Förstern bei der täglichen Zusammenarbeit mit anderen Ämtern. Der Forstberuf hat sich mit der Digitalisierung weiterentwickelt. «Heute können wir die Massnahmen im Wald elektronisch erfassen und müssen uns nicht mehr gegenseitig die Waldkarten faxen.» Für den Regionalförster bedeutet der technologische Wandel aber, dass er mehr Zeit im Büro verbringt als noch seine Vorgänger. «Die mit der Schreibmaschine verfassten Berichte wurden deutlich kürzer gehalten», sagt Christof Gantner, als er den nassen, steilen Waldweg hoch steigt und die Bäume um ihn herum begutachtet.

10.30 Zurück im Gemeinschaftsbüro in Wattwil bespricht Christof Gantner mit dem Revierförster die nächsten Schritte im Projekt. Anschliessend macht er sich wieder auf den Weg in sein Büro. Bei einem Waldgebiet von 14'500 Hektaren und einem dichten Terminkalender muss er bei der Wahl seines Arbeitsplatzes flexibel sein. Oft reicht es ihm zwischen den Terminen nicht, ins Büro zurückzukehren. Dann richtet er sich mit seinem Laptop auch mal in einem Gemeinschaftsbüro der Förster oder in einem Restaurant ein.

12.15 Die Mittagspause verbringt der 42-Jährige meist zuhause. Der begeisterte Velofahrer ist froh, dass er den Weg ins Büro radelnd zurücklegen kann. 

13.15 Am Nachmittag tauscht Christof Gantner seine wasserfesten Bergschuhe mit bürotauglichem Schuhwerk. Er muss Protokolle von Sitzungen bearbeiten, Termine vereinbaren und E-Mails beantworten. «Die Zusammenarbeit mit dem Amt und dem Departement funktioniert trotz der geografischen Trennung reibungslos», sagt er. Man kenne sich. Er und sein Team scheuten sich nicht, bei der Zentrale des Amtes anzurufen, um fachliche Auskünfte einzuholen oder Termine zu vereinbaren. Skype for Business sei bei der Vernetzung eine grosse Hilfe, so Christof Gantner. Man könne nachschauen, ob die gewünschte Person erreichbar sei, und wenn er jemandem etwas erklären will, kann er seinen Bildschirm teilen. «Nur der Austausch beim Kaffee fehlt», sagt Christof Ganter, «man kann nicht einfach kurz im Büro vorbeischauen, um etwas zu klären.

17.30 Christof Gantner macht Feierabend. Manchmal werde es natürlich auch später. Sitzungen mit Waldeigentümern zum Beispiel finden oft am Abend statt. Wenn es der Zeitplan zulässt, gönnt er sich früher Feierabend, geht auf die Jagd oder geniesst Zeit mit seiner Familie.

Carole Zwahlen, Mitarbeiterin Kommunikation, Staatskanzlei

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