23.09.2022Südtirol

Autonomie als Instrument für Schutz und Entwicklung

Mit einem großen Festakt im Kurhaus von Meran feierte das Land Südtirol am Tag der Autonomie „50 Jahre Zweites Autonomiestatut“.

Am 5. September begeht das Land Südtirol den Tag der Autonomie. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr ein ganz besonderer Meilenstein der Südtiroler Geschichte: das Inkrafttreten des Zweiten Autonomiestatuts vor 50 Jahren. Mehr als 400 geladene Gäste wohnten der feierlichen Veranstaltung im Meraner Kursaal bei.

„Südtirol ist und bleibt eine Herzensangelegenheit für Österreich und das Fundament für die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Italien. Es ist ein gelebtes Stück Europa, ein Vorzeigemodell für die europäische Integration", betonte Österreichs Bundesministerin für die Europäische Union und Verfassung, Karoline Edtstadler. Italiens Minister für Wirtschaft und Finanzen, Daniele Franco, erklärte: „Das Modell Südtirol sichert nicht nur das friedliche Zusammenleben der Sprachgruppen, sondern auch eine harmonische Weiterentwicklung des Landes.“

„Dank der Autonomie steht das Land gut da und findet sich im europäischen Vergleich im Spitzenfeld wieder“, sagte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher in seiner Festansprache. Das Zweite Autonomiestatut werde heute auch international als erfolgreiches Beispiel für die Überwindung nationaler ethnischer Konflikte betrachtet. Kompatscher hob den Wert der Autonomie als Schutzinstrument für die Minderheiten und als wirksames Entwicklungsinstrument für alle in Südtirol lebenden Menschen hervor.

Thinlay Chukki, Vertreterin der Tibetischen Exilregierung für Mittel- und Osteuropa, und Oliver Paasch, Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, richteten den Blick auf die sehr unterschiedliche Situation anderer Minderheiten in Europa und auf der Welt.

Die Landeshauptleute aus dem nördlichen und südlichen Nachbarland, den beiden Euregio-Partnerländern Tirol und Trentino, verwiesen auf die die intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino: Die Autonomie sei der Schlüssel dafür.

Eine Hommage an die Autonomie des Landes Südtirol und die beiden Vertragsstaaten stellte auch das umfangreiche musikalische Programm dar: Das Haydn Orchester unter der Leitung von Diego Ceretta hatte passend dazu nicht nur Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Giuseppe Verdi ausgesucht, sondern auch vom zeitgenössischen, in Genua geborenen Komponisten Marcello Fera, der Meran zu seiner Heimat gemacht hat. Zudem spielte Chantal Romana Veit aus Bozen auf der Querflöte ein Concertino für Flöte und Orchester von Cecile Chaminade. Den feierlichen Abschluss der Veranstaltung bildete die Europahymne, die der Landesjugendchor Südtirol unter der Leitung von Johann van der Sandt gemeinsam mit dem Haydn Orchester vortrug.

Südtirols Autonomie im Überblick

Das Zweite Autonomiestatut war das Ergebnis langjähriger, zäher Verhandlungen. Die Grundlage dafür bietet das völkerrechtlich bindende Gruber-Degasperi-Abkommen (Pariser Vertrag) vom 5. September 1946. Es folgte das Erste Autonomiestatut vom Februar 1948, das kaum direkte Autonomie für Südtirol, sondern weitgehend für die neu geschaffene "Region Trentino-Alto Adige/Tiroler Etschland" vorsah. Es folgten Jahre des Unbehagens in Südtirol mit Protesten und Widerstand. Österreich als Vertragspartei des Pariser Vertrags warf die Südtirolfrage schließlich vor den Vereinten Nationen auf. Schließlich stand ein Kompendium aus 137 Maßnahmen zur Diskussion: Dieses "Paket" nahm die Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei am 22. November 1969 mit knapper Mehrheit an und machte so den Weg frei für das Zweite Autonomiestatut, das am 20. Jänner 1972 in Kraft trat. Die darin vorgesehenen Schutzinstrumente wie Gleichstellung der Sprachen, Stellenproporz oder muttersprachlicher Unterricht konnten ihre Wirkung entfalten. Das Zweite Autonomiestatut bildet bis heute die Grundlage der umfassenden Autonomie Südtirols.

Autonomie nachlesen

Einen Einblick in Geschichte, Inhalte und Perspektiven der Südtirol-Autonomie gibt das Autonomie-Internetportal des Landes Südtirol. Interessierte finden dort auch die 124 Seiten umfassende Festschrift zu "50 Jahre Zweites Autonomiestatut".

Medien

Weitere Beiträge