20.12.2023Salzburg

80 Prozent sprechen sich für naturnahe Salzach aus

Mehr als 3.600 Personen beteiligten sich am „Flussdialog“ / Klare Mehrheit für Änderungen am Status quo

(LK)  Zwischen 12. September und 10. Oktober waren die Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt sowie der Gemeinden Anif und Elsbethen aufgerufen, in einer Umfrage ihre Meinung zum Masterplan für „ihre“ Salzach abzugeben. Eine überwältigende Mehrheit von 80 Prozent sprach sich dabei für die Wiederherstellung eines naturnahen Flusslaufs aus.

3.611 Personen, so viele wie noch nie bei einem Flussdialog in Österreich, haben in einer ausführlichen Online-Befragung ihre Meinung zur künftigen Gestaltung der Salzach geäußert. Im Fokus standen dabei die Handlungsfelder der Renaturierung, die Nutzung als Aufenthaltsraum, der Fuß- und Fahrradverkehr und natürlich der Hochwasserschutz. Landesrat Josef Schwaiger traf heute in Salzburg erstmals mit der neuen für Wasserwirtschaft zuständigen Sektionschefin im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, Monika Mörth, zusammen und nahm das Gespräch umgehend zum Anlass, um gemeinsam die Ergebnisse zu analysieren.

Wunsch nach naturnahem Flusslauf

Die Wiederherstellung eines naturnahen Flusslaufes mit Kiesbänken, Naturlandschaften und Seitenarmen ist mit 80 Prozent Zustimmung der Top-Zukunftswunsch aus der Bevölkerung für die Salzach. Dieser Wert ist durch alle Alters- und Interessensgruppen hindurch konstant. 59 Prozent der Befragten nehmen die Salzach als stark reguliert wahr, nur zwölf Prozent halten sie für einen natürlichen Fluss.

Schwaiger: „Eingeschlagener Weg bestätigt.“

Landesrat Josef Schwaiger sieht in den Ergebnissen eine Bestätigung des eingeschlagenen „Salzburger Wegs“: „Die Menschen wollen Wasser wieder mit all ihren Sinnen spüren können. Ich bin mir sicher, dass dazu unser Weg - mehr Breit- statt Hochwasser und damit verbundene Renaturierungen und Ökologisierung unserer Fließgewässer sowie Schaffung von Erholungsräumen für die Bevölkerung – auch für die Salzach im Bereich der Landeshauptstadt ein zukunftsweisender ist. Dies geht auch aus der Umfrage klar hervor“, so Schwaiger. 77 Prozent der Befragten wünschen sich nämlich auch mehr Möglichkeiten, um an den Fluss zu kommen.

Totschnig: „Mehr Ökologie für Gewässer.“

Bundesminister Norbert Totschnig betont die Wichtigkeit der Mitbestimmung der lokalen Bevölkerung: „Mit dem Projekt „Flussdialog“ haben wir eine sehr gute und effiziente Methode entwickelt, um Bürgerinnen und Bürger aktiv bei lokalen Flussgestaltungen zu beteiligen. Die Ergebnisse an der Salzach zeigen: eine große Mehrheit in der Bevölkerung unterstützt unsere Bemühungen um mehr Ökologie für unsere Gewässer, was mich sehr freut. Mein Ressort fördert seit vielen Jahren die Wiederherstellung naturnaher Flussläufe. Für diese wichtigen Investitionen stehen bis 2027 in Summe 200 Millionen Euro zur Verfügung“, sagt Totschnig.

Gefährliche Salzach

Das Bewusstsein der Bevölkerung für die Hochwasserrisiken im Bereich der Landeshauptstadt ist vergleichsweise gering ausgeprägt, aber dennoch sehr präsent. 38 Prozent der Befragten glauben, dass die Salzach bei Hochwasser gefährlich werden könnte. „Wir sind mit dem Hochwasserschutz in Salzburg Stadt bereits sehr weit und die Bevölkerung fühlt sich relativ sicher. Fest steht aber auch: Bei einem großen Hochwasserereignis, das früher oder später kommen wird, könnten in der Stadt Salzburg an die 1.600 Gebäude unter Wasser stehen. Ein verbesserter Hochwasserschutz muss somit eine integrale Maßnahme einer künftigen Umgestaltung sein“, so Landesrat Schwaiger.

Erholungsraum Fluss

Zwei Drittel der Befragten halten sich laut den Ergebnissen schon derzeit zumindest einmal die Woche an der Salzach auf, wobei Radfahren und Spazierengehen (jeweils rund 80 Prozent) zu den Hauptaktivitäten zählen. Neben der Möglichkeit, leichter an den Fluss zu kommen, spricht sich die Bevölkerung zu 79 Prozent auch für gemütliche Aufenthaltsbereiche mit Sitzplätzen und Liegen aus. Das Fehlen von ausreichenden Zugängen, Sitzplätzen und WC-Anlagen ist der Grund, warum die Befragten die Salzach aktuell mehrheitlich (55 Prozent) als wenig oder gar nicht attraktiv für Naherholungszwecke beurteilen.

Preuner: „Attraktivität und Sicherheit.“

Der Großteil aller Befragten kam mit 76 Prozent aus der Landeshauptstadt. Bürgermeister Harald Preuner informiert: „Die Josefiau, der Saalachspitz und die Aigner Au sind laut den Ergebnissen die Naturräume entlang der Salzach, die von den Befragten am meisten genutzt werden, Elisabeth-, Franz-Josef- und Giselakai die beliebtesten Uferbereiche. Für sie alle sieht der Masterplan zusätzliche Attraktivierungen vor. Wichtig bleibt aber, dass der Hochwasserschutz ein zentrales Element aller Planungen ist.“

Gehmacher-Leitner: „Au bietet Hochwasserschutz.“

Die Gemeinde Anif grenzt zwar nicht unmittelbar an die Salzach an, die befragten Einwohnerinnen und Einwohner sprechen sich mit 93 Prozent (71 Prozent „sehr wichtig“, 22 Prozent „wichtig“) jedoch fast uneingeschränkt für die Renaturierung aus. „Bezeichnend ist, dass es niemanden gegeben hat, dem das Thema nicht wichtig war. Die Naherholung in den Wäldern und der Au Richtung Salzach und der Fahrradweg Richtung Stadt sind zwei bedeutende Freizeitmöglichkeiten bei uns. Für den Fall des Falles wird die Au zudem zukünftig auch natürliche Abflussräume zum Hochwasserschutz bieten und auf ökologische Weise Schaden abwenden. Nun geht es aber auch darum, eine Einigung über etwaige Kostenbeteiligungen der Gemeinden zu finden“, so Bürgermeisterin Gabriella Gehmacher-Leitner.

Haslauer: „Ergebnis spricht klare Sprache.“

Wie in Anif ist auch in Elsbethen die Zustimmung für eine naturnahe Flussgestaltung äußerst ausgeprägt. „71 Prozent aller Befragten aus Elsbethen halten die Renaturierung für sehr wichtig, weitere 17 Prozent für wichtig und nur 5 Prozent für nicht wichtig. Das Ergebnis spricht eine klare Sprache. Der Treppelweg entlang des Flusses ist zwar sehr beliebt bei Radlern und Läufern, darüber hinaus ist die Nutzung des Uferbereichs durch die stark abfallenden Böschungen jedoch stark eingeschränkt“, so der Bürgermeister von Elsbethen, Sebastian Haslauer.

Nächste Schritte

Nach dem Flussdialog geht es für das Land Salzburg in Kooperation mit dem Bund und den beteiligten Gemeinden nun darum, den Salzachplan auf Basis der Umfrageergebnisse weiter voran zu treiben. Dafür müssen geeignete Strukturen für die Umsetzung entwickelt werden, wie etwa ein gemeindeübergreifender Wasserverband, gefolgt von einer gemeinsamen Detailplanung aller Abschnitte der Salzach.

Mehr zum Thema

Medien

Weitere Beiträge