20.04.2022Tirol

Arge Alp: Konkrete Maßnahmen für gemeinsames Wolfsmanagement

Unter dem Vorsitz von LH Günther Platter und auf Initiative von Tirols LHStv Josef Geisler nehmen die AgrarreferentInnen der Arge-Alp-Mitgliedsländer bei einer Tagung in Innsbruck ein länderübergreifendes Wolfsmanagement mit konkreten Maßnahmen in Angriff.

  • AgrarreferentInnen der Arge Alp beschließen in Innsbruck Maßnahmenplan für länderübergreifendes Wolfsmanagement zur Sicherung der Almwirtschaft
  • Weg zu vernünftiger Regulierung führt über gemeinsame Beschreibung der Wolfspopulation im Alpenraum
  • 38 Wolfsrudel in der Arge Alp (ohne Lombardei), ca. 200 im gesamten Alpenraum

Unter dem Vorsitz von LH Günther Platter und auf Initiative von Tirols LHStv Josef Geisler nehmen die AgrarreferentInnen der Arge-Alp-Mitgliedsländer bei einer Tagung in Innsbruck ein länderübergreifendes Wolfsmanagement mit konkreten Maßnahmen in Angriff. Zentrale Punkte sind die grenzüberschreitende Beschreibung des Erhaltungszustandes der Wolfspopulation im Alpenraum durch ein abgestimmtes Monitoring, ein kontinuierlicher Datenaustausch auch zu den Auswirkungen der Wolfspräsenz und die mittelfristige Harmonisierung der genetischen Untersuchungsmethoden.

„Wir nehmen das Heft in die Hand. Unser gemeinsames Anliegen ist die Aufrechterhaltung der flächendeckenden landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Berggebiete und insbesondere die Erhaltung der Almwirtschaft. Das Wolfsthema ist keines, das eine Region oder ein Land alleine lösen kann. Deshalb schmieden wir – beginnend mit der Arge Alp – Allianzen über den gesamten Alpenbogen“, erklären Tirols LH Günther Platter und sein Stellvertreter Josef Geisler. Bereits 2018 und 2020 hat die Arge Alp in Resolutionen auf den kontinuierlichen Anstieg der Wolfspopulation und die damit vor allem für die Almwirtschaft verbundenen Probleme hingewiesen.

Wolf im Alpenraum nicht bedroht

Kernanliegen ist die großräumige Beschreibung der Wolfspopulation und damit des Erhaltungszustands in einer topographischen Region. „Der Weg zu einer effektiven und praktikablen Regulierung führt über die gemeinsame Betrachtung der Wolfspopulation“, so Geisler. Doch die FFH-Richtlinie sieht eine Regulierung und Entnahme nur dann vor, wenn die Wolfspopulation in einem Nationalstaat in einem „günstigen“ Erhaltungszustand ist. „Die EU zieht hier Grenzen, wo für die Großraubtiere und insbesondere für den Wolf keine sind. Wir wollen eine länderübergreifende Bewertung unter Berücksichtigung des Nicht-EU-Mitglieds Schweiz. Denn Fakt ist: Der Wolf ist in Europa und auch im Alpenraum nicht vom Aussterben bedroht“, verdeutlicht Tirols Agrarreferent LHStv Geisler.

Anzahl der Rudel steigt massiv

Für den gesamten Alpenraum kann man von ca. 200 Rudeln ausgehen. Nach einer ersten Erhebung (alle Angaben ohne Lombardei) gibt es in den Ländern der Arge Alp 38 Wolfsrudel. Rund 300.000 Schafe und Ziegen, rund ein Viertel davon in Tirol, werden in den Ländern der Arge Alp auf Almen aufgetrieben. Im Zeitraum 2019 bis 2021 hat die Zahl der nachgewiesenen Wolfsindividuen von 169 auf 298 zugenommen. „Wenn wir der Entwicklung der großen Beutegreifer nichts entgegensetzen, haben wir im alpinen Raum alle miteinander ein massives Problem“, verweist Geisler auf extreme Dynamik.

Innerhalb kürzester Zeit stark gestiegen sind sowohl die Schäden an Nutztieren als auch die Aufwendungen für Herdenschutz, wenngleich hier die Daten nur bedingt vergleichbar sind. Mit 650.000 Euro haben die Arge-Alp-Länder 2021 Risse und Nutztiere entschädigt. Sechs Millionen Euro wurden im Vorjahr für Herdenschutz ausgegeben. Um eine belastbare Datengrundlage zur Entwicklung der Wolfspopulation und zu den Auswirkungen auf die Berglandwirtschaft im Arge-Alp-Gebiet zu erhalten, wollen die Agrarreferenten den Daten- und Informationsaustausch institutionalisieren und intensivieren.

Datenaustausch startet

Schon mit Beginn der heurigen Sommersaison wird damit begonnen, die DNA-Proben jener Wölfe, die in einem Land individuell bestimmten wurden, auszutauschen. Bisher erfolgte dieser Austausch nur in eingeschränktem Maß, weil aufgrund unterschiedlicher Untersuchungsmethoden der vier beauftragten Labore die Daten nicht durchgehend vergleichbar sind. Tirols Agrarreferent LHStv Geisler sieht in dieser Sofortmaßnahme eine wichtige Vorstufe für die angestrebte Harmonisierung der genetischen Untersuchungssysteme in den Ländern der Arge Alp. Zudem sei es wichtig und hilfreich zu wissen, ob ein Tier in einem anderen Land bereits aufgefallen ist.

Premiere in der Arge Alp

Erstmals in der 50-jährigen Geschichte der Arge Alp haben sich die für Agrarangelegenheiten politisch zuständigen ReferentInnen bzw. entsendete Vertreter auf der Bühne der Arge Alp getroffen und ein Arbeitsübereinkommen zum länderübergreifenden Wolfsmanagement verabschiedet. Das Arbeitsübereinkommen der AgrarreferentInnen wird in weiterer Folge dem Leitungsausschuss der Arge Alp übermittelt.