20.04.2022Salzburg

Schwindelfreie Felsputzer sorgen für sichere Landesstraßen

Reportage aus dem Pongau / Straßenmeistereien im Spezialeinsatz

(LK)  „Achtung, ein großer Brocken!“ Andreas Berger hat beim Abseilen und Felsputzen den Überblick, warnt die Kollegen, die in sicherer Entfernung die Stelle absichern. Jetzt nach dem Winter werden die Felswände, die für den Verkehr auf den Landesstraßen gefährlich werden könnten, akribisch untersucht und loses Gestein beseitigt. „Dafür braucht es gut ausgebildete Vollprofis, die die Gegend wie ihre Westentasche kennen“, weiß auch Verkehrslandesrat Stefan Schnöll.

Die Pfeife ertönt einmal, unter der Felswand ist alles sicher, der Verkehr ist angehalten, es geht los. Mit der Zweiseiltechnik gesichert, gehen Matthias Radacher, Christian Steger, Ernst Fritzenwanker, Josef Seidl und Andreas Berger rund zehn Meter oberhalb der Großarler Landesstraße ans Werk. Alles, was lose ist, wird kontrolliert entfernt, Pickel und Brechstange kommen zum Einsatz, größere Gesteinsbrocken zerbersten auf dem Asphalt in tausende Teile. Es ist ein Frühlingsputz der schwindelfreien Art - für die Verkehrssicherheit. 

Profis am Werk

„Nicht auszudenken, wenn Steine unkontrolliert herab fallen würden. Genau das wollen wir bestmöglich verhindern“, so Hannes Mußbacher, Leiter der Straßenmeisterei im Pongau. Seine Männer sind allesamt schwindelfrei, Profis im Abseilen und mit dem erfahrenen Blick, was lose sein könnte, ausgestattet.

Schnöll: „Einsatz noch bis Juni.“

„Unsere Berge in Salzburg sind ein wertvoller Schatz, aber was die Verkehrssicherheit angeht, können herab fallende Gesteinsbrocken auch zur Gefahr werden. Die Straßenmeistereien und der geologische Dienst des Landes arbeiten hier Hand in Hand, um die bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Ich habe großen Respekt vor den ,Bergputzern‘, die hier noch bis Juni fast täglich im Einsatz sind“, betont Landesrat Stefan Schnöll.

Mußbacher: „Kennen unser Gebiet.“

Derzeit sind die Mitarbeiter der Straßenmeistereien in allen Bezirken unterwegs, um die Felswände kontrolliert von bröckeligem Gestein zu befreien. So zum Beispiel im Pongau an der Großarler Landesstraße. Die so genannten „Steiger“ seilen sich von oben ab, entfernen lose Brocken, dann wird die Straße sauber gemacht. „Wir sind bemüht, das alles so schnell wie möglich zu machen, um die Verkehrsbehinderung so kurz wie möglich zu halten. Wo wir jedes Jahr nachschauen müssen, wissen wir genau, aber es tun sich auch teilweise neue, kritische Stellen auf. Aber wir kennen unser Gebiet sehr gut“, versichert Hannes Mußbacher.

Viele neuralgische Stellen

Die Arbeit geht bei den Bergputzern des Landes nie aus. „Wir haben alleine im Pongau viele neuralgische Stellen, wo sich die Straßen im Gefahrenbereich von Felswänden befinden. So wie eben hier an der Großarler Landesstraße, aber auch Dienten und Mühlbach sowie das Fritztal fallen mir hier besonders ein. Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben, aber was wir tun können, tun wir zur richtigen Zeit. Denn die Arbeiten machen erst nach dem Frost Sinn und werden uns heuer sicher noch bis Juni beschäftigen. Außerdem gibt es ja noch im ganzen Bundesland Steinschlagschutzverbauungen. Um den Rest kümmern wir uns in Handarbeit“, weiß Polier August Mulitzer.

Pfeifende Kommunikation

Wenn der Einsatz im Felsen los geht, ertönt übrigens ein einmaliger Pfeifton. „Ist die Gefahr gebannt, wird zwei Mal gepfiffen. Nur so können wir gewährleisten, dass unten niemand von den herabstürzenden Brocken getroffen wird. Das Zusammenspiel zwischen ,Steiger‘, ,Halter‘ und der Bodenmannschaft muss funktionieren. Während der Arbeiten wird die Straße natürlich gesperrt. Teilweise arbeiten die Männer schon Jahre zusammen, da versteht man sich fast blind“, erklärt Mußbacher. REP_220420_70 (mel/ap)

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