Pala-Birnenbrot

Anbau von Roggen, Pflege der traditionellen Obsthaine und soziale Kreativität
Oberes Vintschgau

Das Pala-Birnenbrot aus dem Vintschgau vereint zwei zentrale Prozesse der traditionellen Ernährung der Alpen: den Anbau von Höhengetreide und Obstbäumen, die an das Bergklima angepasst sind. Es entstand aus dem Wunsch, das Wissen und die Abläufe des Anbaus, der Verarbeitung und des Verzehrs von zwei gefährdeten traditionellen Produkten zu bewahren: der Pala-Birne und des Roggens. Das Bewusstsein für ihren Wert hat ein Netzwerk aus lokalen Gemeinschaften, öffentlichen Akteuren, Landwirten, Verarbeitern, Reiseveranstaltern und kulturellen Einrichtungen ins Leben gerufen.

Die Pala-Birne ist aufgrund ihrer nahrhaften und heilenden Eigenschaften eine beliebte Sorte und wurde einst getrocknet und auch als Zuckerersatz verwendet. Bereits in einem Dokument aus dem Jahre 1775 erwähnt gelangte sie vermutlich vor etwa vier Jahrhunderten aus Kleinasien nach Europa. Als Sommerapothekerbirne bekannt, d.h. die Sommerbirne des Apothekers, war sie in der Volksmedizin weit verbreitet. Es war üblich, einen Birnbaum zu pflanzen, wenn ein Kind geboren wurde oder ein Paar heiratete. Der Anbau und die Pflege dieser hochstämmigen Bäume wurde aufgrund der schwierigen Ernte, der hohen Kosten des Beschnitts und der Verbreitung ertragreicherer Obstsorten nach und nach aufgegeben, aber es werden Maßnahmen zur Revitalisierung durchgeführt. Eine davon ist das über die Grenzen des Vintschgaus bekannte und beliebte Fest der Pala-Birne, das seit 2008 in der ersten Septemberhälfte in Glurns stattfindet.

Das Pala-Birnenbrot ist das Ergebnis der Wiederbelebung einer anderen Nahrungsmitteltradition des Vintschgaus, des Ur-Paarl, des traditionellen doppelten Roggenbrotes. Die Hüter des wohl ältesten Rezeptes, des Ur-Paarl nach Klosterart, sind die Benediktinermönche des Klosters Monte Maria in Burgeis. Eine Gruppe von Bäckern aus dem Oberen Vintschgau – darunter die Bäckerei Schusterin Laudes, die das Pala-Birnenbrot des Korbes hergestellt hat – erhielt das Rezept und die Mutterhefe von Fratel Alois Zöschg, dem letzten Bäckermönch. Das seit 70 Jahren in der Familie Schuster überlieferte Rezept des Pala-Birnenbrots ist eine Neuinterpretation des traditionellen Früchtebrots, der Fruchtbrote traditioneller Südtiroler Feste. Die Bäckerei Schuster kauft Birnen von regionalen Erzeugern und nimmt direkt deren Weiterverarbeitung vor. Fenchel und Trigonella werden dem Teig hinzugefügt. Auch das Mehl ist von lokalem Ursprung. Obwohl Südtirol in der Vergangenheit als eine der Kornkammern Europas galt, erlebte es einen starken Rückgang der Getreideproduktion, die von industriellen Monokulturen verdrängt wurde. Es wird jedoch versucht, den traditionellen Anbau von Südtiroler Getreide wiederzubeleben, wie auch dank Projekten wie Regio-Korn (2011-14), die es ermöglicht haben, lokale Bauern zu vernetzen, denen die Meraner Mühle nun einen lukrativen Preis sichert.

Anbau von Roggen, Pflege der traditionellen Obsthaine und soziale Kreativität
Oberes Vintschgau

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