23.07.2020Lombardei

SCHWARZER MAIS „MELGA NEGRA SPINUSA“: EINE ALTE, VOR DEM VERGESSEN BEWAHRTE SORTE, AUS DER EINE REIHE HOCHWERTIGER ALPINER PRODUKTE HERVORGEGANGEN SIND

Der Verlust an Agrobiodiversität ist ein weltweit relevantes Phänomen; Gebiete in Bergregionen und Randlagen sind jedoch oft die Standorte, an denen alte Sorten (mit dem Fachausdruck „Landrassen“) dank deren Abgeschiedenheit am häufigsten erhalten geblieben sind.

Die Lombardei allein hat mehr als 78 Prozent ihrer Agrobiodiversität verloren. Unter den 72 noch existierenden lombardischen Landrassen sind dreizehn Mais (Zea Mays L.) und nur vier sind im Europäischen Sortenschutzregister eingetragen.

Von diesen vier Sorten wurde der schwarze Mais „Melga Negra Spinusa“ dank der Bemühungen des Forschungszentrums CrC Ge.S.Di.Mont. und des Forschungsclusters UNIMONT in Edolo vor dem Aussterben bewahrt. Zusammen mit den Gemeinden Esine und Piancogno hat das Zentrum die Eintragung der Sorte in der Abteilung „Zu erhaltende Sorten“ des italienischen nationalen Registers für Agrar- und Gemüsepflanzen (ministerieller Erlass v. 17. Dezember 2010) vorangetrieben, des wichtigsten Instruments zum Schutz der nationalen Agrobiodiversität. Das Aufnahmeverfahren wurde im Januar 2016 mit der Veröffentlichung des ministeriellen Erlasses 14/12/2015 im Amtsblatt erfolgreich abgeschlossen. Der schwarze Mais weist Eigenschaften auf, die ihn einzigartig und daher schützenswert machen. Insbesondere wurde festgestellt, dass diese Maissorte sich mit ihrer besonderen Pigmentierung (rötlich-braune Färbung) gut für den Anbau in Berglagen (auch auf über 1.000 Meter Höhe) eignet und eine hohe Konzentration an Phlobaphenen und Anthozyanen aufweist, und zwar deutlich  mehr als die heute verbreiteten Maissorten. Diese Moleküle sind aus ernährungsphysiologischer Sicht bedeutsam, da nachgewiesen wurde, dass sie frühzeitiger Alterung entgegenwirken. Dies zeigt, dass alte Sorten oft ernährungsphysiologische Besonderheiten aufweisen, aufgrund derer sie Schutz und In-Wert-Setzung verdienen.

Als Ergebnis neuerer chemisch-bromatologischer und genetischer Studien durch Forscher der „Universität der Berge“ des Clusters in Edolo hat der schwarze Mais der Sorte „Melga Negra Spinusa“ des Val Camonica neuen Auftrieb erhalten und das Interesse einiger Landwirte im Tal geweckt, die beschlossen haben, ihn anzubauen. Derzeit wird dieser Mais in der Tat von etwa dreißig Bauern in einigen Gemeinden des Val Camonica angebaut (ausgehend von nur einem landwirtschaftlichen Betrieb, der Familie Saloni, die glücklicherweise den von den Großeltern geerbten Samen bis heute erhalten hat). Entstanden sind verschiedene interessante Produktionsketten wie – neben der traditionellen Erzeugung von Polenta – Süßwaren oder Bier. Zum Zweck der Erhaltung des schwarzen Mais und der damit verbundenen Erzeugnisse wurde im April 2018 ein eigener Verein gegründet. Zielsetzung des Vereins „Mais Nero Spinoso“ ist die In-Wert-Setzung und Nutzung dieser traditionellen und einzigartigen Maissorte, die seit 1800 in der Hochebene um Esine und Piancogno angebaut wird und deren Eigenschaften sich seit damals unverändert erhalten haben.

Erhaltung und Förderung der alpinen Biodiversität sind von grundlegender Bedeutung, um zu verhindern, dass einzigartige Erzeugnisse und mit ihnen Identität, Geschichte und Traditionen einer Regionen in Vergessenheit geraten.

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