26.11.2019Tirol

Klima, Sicherheit und Jugend sind Kernpunkte des Euregio-Regierungsprogramms 2019-2021

Das Land Tirol hat seit Oktober 2019 die Präsidentschaft in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino inne, deren Motto „Du bist Teil davon!“ lautet.

Heute, Donnerstag, stellte Euregio-Präsident LH Günther Plattergemeinsam mit seinen Amtskollegen LH Arno Kompatscher(Südtirol) und LHMaurizio Fugatti(Trentino) das Euregio-Regierungsprogramm für die nächsten zwei Jahre im Congress Centrum in Alpbach vor. Dieses Programm umfasst neun Kapitel mit insgesamt 51 konkreten Projekten, die von einer gemeinsamen Strategie zum alpenquerenden Verkehr am Brennerkorridor über einen nachhaltigen Klimaschutz bis hin zu Zivilschutz reichen. Den größten Teil des Regierungsprogramms bildet das Kapitel Klimaschutz und Mobilität. Bis 2021 sollen damit die Lebensqualität der BürgerInnen der Euregio gesteigert, die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und die Gemeinsamkeiten gefördert und sichtbar gemacht werden. „Wenn die Menschen den Nutzen und den Mehrwert der Euregio in ihrem direkten Lebensumfeld spüren, steigert das die innere Akzeptanz und äußere Stärke der Euregio. Für mich ist die Euregio seit jeher eine Herzensangelegenheit. Mit der Tiroler Präsidentschaft wollen wir erreichen, dass die Euregio einen fixen Platz in den Herzen und Köpfen der Menschen bekommt“, sagte LH Platter.

Südtirols LH Arno Kompatscher sprach von einem „sehr ambitionierten, gemeinsam getragenen Programm“. Spürbar für die BürgerInnen werde die Euregio, wenn sie handfeste Antworten auf die Zukunftsfragen gibt: „Sind wir imstande, unser Leben tatsächlich nachhaltig zu gestalten und somit enkelgerecht zu machen?“, fragte LH Kompatscher. Eines der strategischen Ziele sei hier der Verkehr: „Wir wollen möglichst viel Güterverkehr reduzieren und auf die Schiene verlagern, uns aber auch beim Individualverkehr weiterentwickeln.“ Der Trentiner LH Maurizio Fugatti schaute zuversichtlich auf den Weg, der nun unter der Führung des Landes Tirol beginnt: „Mit diesem Regierungsprogramm haben wir die Zukunft und die künftigen Generationen im Auge. Wir haben uns hier sehr viel vorgenommen.” Ganz besonders richtet das Land Trentino sein Augenmerk auf die Bereiche Ausbildung und Arbeitsplätze für Jugendliche: „Hier setzen wir stark auf die Erfahrungen im dualen Aus- und Weiterbildungssystem, das wir im Trentino nun entwickeln“, sagte der Trentiner Landeshauptmann. Auch im Gesundheitsbereich sah er viele Möglichkeiten, die Zusammenarbeit auszubauen. „Wir sind Berggebiete mit vergleichbaren Problemen und Bedürfnissen. Gemeinsame Projekte und Lösungen bringen einen großen Vorteil für alle“, sagte LH Fugatti.

Stärkung des überregionalen Öffi-Netzes und der Schiene

Zu den 51 konkreten Projekten des gemeinsamen Regierungsprogramms zählen insbesondere auch der Klimaschutz und die Mobilität: „Unser oberstes Ziel ist es, einen Beitrag für den Umweltschutz und den Standort zu leisten. Dabei ist die Mobilität eines der wichtigsten Betätigungsfelder der Europaregion. Im Personennahverkehr ist ein gemeinsames Ticket, mit dem man unkompliziert in allen drei Landesteilen reisen kann, geplant. Die grenzüberschreitende Mobilität verbindet Regionen und die dort lebende Bevölkerung“, kündigte LH Platter an. „Während wir diese Herausforderung meistern, wollen wir auch andere Initiativen auf den Weg bringen – von der überregionalen Fahrplaninformation, der ganzheitlichen Integration der Ticketsysteme Südtirols und des Trentino in den VVT-Ticketshop bis hin zur Realisierung günstiger Öffi-Angebote.“

Bereits ab Dezember 2019 gibt es eine zusätzliche Verbindung für die Strecke von Franzensfeste – Lienz, sodass die letzte Fahrplanlücke auf der Pustertalbahn geschlossen wird. Des Weiteren sollen neue Fahrzeuge auf der Brennerstrecke eingesetzt werden, welche das österreichische und italienische Eisenbahnnetz befahren können. „Der Brenner ist damit ab 2021 auch mit den Regionalzügen ohne Umsteigen passierbar“, freute sich LH Platter. Die Tiroler Präsidentschaft bringt zudem zwei Euregio-Mobilitätstage mit sich. Und auch das überregionale Radwegenetz soll ebenfalls ausgebaut werden.

Ein weiteres großes Ziel ist die Reduktion des Transits zur Entlastung der Menschen am Brennerkorridor. „Das Stichwort lautet Verlagerung und Transitreduktion zur Entlastung der Menschen entlang des Brennkorridors“, so LH Platter. Die Bahn müsse durch den Ausbau der Zulaufstrecken und der Infrastruktur attraktiver und effizienter werden. Die Kontrollen auf der Straße werden verstärkt und schließlich soll der Brenner zum Wasserstoffkorridor ausgebaut werden.

Länderübergreifender Katastrophenschutz

„Der Zivilschutz und die Bewältigung von Naturkatastrophen ist in Zeiten des Klimawandels im alpinen Bereich eine besondere Herausforderung. Naturgefahren machen an geografischen Grenzen nicht Halt. Daher ist es nur konsequent, dass wir auch im Bereich Naturkatastrophenmanagement noch enger zusammenarbeiten“, weiß der Landeshauptmann. Der gemeinsame Euregio-Lawinenreport startet mit der Wintersaison 2020/21 bereits in die zweite Saison und erfreut sich großer Beliebtheit: In der Wintersaison 2019/2020 wurde die Seite 2,5 Millionen Mal aufgerufen. „Der Euregio-Lawinenreport ist ein Leuchtturmprojekt, das auch weiterhin gefördert wird“, so LH Platter. Neu entstehen soll auch eine Webseite mit einem Wetterbericht aller drei Regionen. „Darüber hinaus wollen wir erstmalig eine großangelegte grenzüberschreitende Sicherheitsübung durchführen und die Jugend mit einer Sicherheitsolympiade für die Notwendigkeit der Zusammenarbeit im Sinne der Sicherheit sensibilisieren“, erklärte LH Platter.

Länderübergreifendes Stromnetz

Um eine verstärkte Zusammenarbeit sicherzustellen, wird auch der Stromzusammenschluss forciert: Die 1961 in der „Feuernacht“ unterbrochene „Brennerleitung“ soll bereits Mitte 2020 wieder hergestellt sein. Die „Reschenleitung“ wird Nauders-Haiming mit Glurns verbinden – dafür sollen 24 Kilometer Stromleitung auf Südtiroler Seite sowie 1,5 Kilometer als auch ein Umspannwerk auf Tiroler Seite errichtet werden. „Mit diesem Vorhaben sollen einmal mehr die Wunden der Vergangenheit geheilt werden: 37 Strommasten wurden in der Feuernacht im Autonomiekampf Südtirols gesprengt. Mit dem Stromzusammenschluss setzen wir ein maßgebliches Zeichen für eine gemeinsame Zukunft“, so LH Platter. Auch für Südtirols LH Kompatscher stellt der bevorstehende Zusammenschluss der Stromnetze an Brenner und Reschen ein Musterbeispiel für den spürbaren Nutzen der Euregio dar: „1919 wurde die schmerzvolle Grenze zwischen Tirol und Südtirol gezogen. Hundert Jahre danach überwinden wir sie im Stromsektor. Das wird sich auch praktisch spürbar auswirken. Vor allem aber ist es für unser Land von hoher symbolischer Bedeutung“, sagte LH Kompatscher.

Ein Schuljahr im Zeichen der Europaregion

Die Euregio spürbarer machen – um diesem Anspruch gerecht und das Bewusstsein für die Bedeutung der Europaregion insgesamt zu stärken, werden auch zahlreiche Initiativen, die bereits im Jugendbereich, in der Bildung, der Wirtschaft oder dem Arbeitsmarkt bestehen, weiter fortgeführt bzw. neue Impulse gesetzt. Die Tiroler Schulen etwa werden 2020/21 ein ganzes Schuljahr dem Thema Europaregion widmen.

LH Platter: „Wir wollen die Euregio in den Köpfen der Menschen präsenter machen. Ihr Mehrwert soll dort ankommen, wo es die Menschen spüren – in ihrem Alltag. Das geht vor allem auch über die Bildung und die Ausbildung junger Menschen. Und da vieles von den nationalen Gesetzgebungen bestimmt wird, wollen wir regional noch stärker kooperieren.“

Bettina Sax

Medien

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