18.11.2019Trentino

Das Trentino nach dem Orkan VAIA

Zwei Todesopfer, vier Millionen Kubikmeter umgeknickte Bäume, tausendsiebenhundert Kilometer verschwundene Wanderwege, tausendfünfhundert Kilometer zerstörte Forststraßen, ein Gesamtschaden von dreihundertzweiundsiebzig Millionen Euro:

Dies sind nur einige der Zahlen, die die im Trentino vom Orkan VAIA verursachten Schäden beziffern. Ein Wetterphänomen riesigen Ausmaßes, das heftigste der letzten einhundertfünfzig Jahre, das Ende Oktober 2018 über eine ausgedehnte Region in Norditalien - mehr oder weniger das Gebiet des UNESCO-Welterbes Dolomiten - hinweggefegt ist.

Ein Jahr nach dem verheerenden Sturm, der Aussehen und Identität der Wälder der Region und das Leben vieler Familien in den Orten dort verändert hat, gedenkt das Trentino nicht nur der Menschen, die in jenen schrecklichen Tagen ums Leben gekommen sind, sondern macht auch eine Bestandsaufnahme des Wiederaufbaus. Am Tag nach dem Unwetter hat die Autonome Provinz Trient ad hoc ein Gremium eingerichtet, das die einzelnen Phasen des Wiederaufbaus leiten sollte, und hat eine Kommission ins Leben gerufen, die, unter anderem, die Schäden quantifizieren sollte.

Der Präsident der Autonomen Provinz Maurizio Fugatti hat in der Feier zum Gedenken an jene tragischen Ereignisse die bedeutsame Rolle des Zivilschutzes im Trentino hervorgehoben: „Unsere Leute haben sich unermüdlich verantwortungsvoll und gezielt für das Wohl und den Schutz unserer Heimat und der Menschen dort eingesetzt. Wir haben, auch in den Institutionen, einen Moment starken Zusammengehörigkeitsgefühls erlebt; es gab schlimmste Befürchtungen, aber auch das Wissen um die Fähigkeit des Trentino, die Lage zu bewältigen.

Ich erinnere mich insbesondere an zwei Vorkommnisse: einen jungen Feuerwehrmann aus dem Fersental, in dessen Augen die ganze Erschöpfung seines Kampfes abzulesen war, und einen anderen Feuerwehrmann, der auf ein Wellblechdach zeigte, das Hunderte Meter weggeflogen war. Unsere Leute haben in diesen Tagen, die ein Handwerker als ‚endlos‘ bezeichnet hat, viele Gefahren auf sich genommen. Das Trentino hat jedoch sein Bestes gegeben und ist zusammengestanden.“

Ein Jahr nach dem Unwetter sind fast alle umgerissenen Bäume entfernt worden, ein Großteil der Wege ist wieder begehbar, von achthundertvierzehn sind nun nur noch zweihundertsiebenunddreißig gesperrt. Die Schäden in Landwirtschaft und Viehzucht wurden auf sieben Millionen Euro beziffert; die Schäden am Wildtierbestand ließen sich hingegen nicht bemessen. Bei den Instandhaltungsmaßnahmen für den Lawinen- und Murenschutz belaufen sie sich Schätzungen zufolge auf etwa siebenundfünfzig Millionen Euro.

Die Autonome Provinz war gezwungen, durch ein Marktmonitoring einen amtlichen Mindestpreis für Holz zu verordnen. Vor dem Orkan VAIA war ein Kubikmeter Holz etwa zweiundsechzig Euro wert, danach fiel der Kubikmeterpreis auf durchschnittlich dreiunddreißig Euro einunddreißig. Das eigens von der Provinz eingerichtete Gremium hat zwischenzeitlich das Schadholz entfernt, die Aufforstung geplant und begonnen, Wiesen und Weiden saniert, Entschädigungen an betroffene Privatpersonen und Beiträge zur Wiederherstellung öffentlicher Einrichtungen ausgezahlt und ein effizienteres System zum Schutz vor Wetterereignisses solchen Ausmaßes ins Leben gerufen.

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