05.07.2019Salzburg

Die Bischofsmütze wird streng „bewacht“

Geologe kontrolliert regelmäßig den höchsten Berg des Dachsteinmassivs

Wenn es um die Bischofsmütze geht, ist Landesgeologe Gerald Valentin eine Art “Wächter”. Alle zwei Jahre kontrolliert und vermisst er den höchsten Berg des Dachsteinmassivs - millimetergenau und mit Hilfe von Messbolzen in den Spalten unterhalb des Gipfels in der fast senkrechten Wand. Denn: In der Vergangenheit gab es bereits mehrere große Felsstürze.

Schwindelfrei und viel alpine Erfahrung - das sind die Voraussetzungen, wenn man die steilen Flanken der Bischofsmütze in zirka 2.400 Metern Seehöhe als Arbeitsplatz hat. Die beiden Bergführer Gerald Valentin und Hans Wallinger haben sich von Pilot Alfred Pritz per Tau zum Berg hinauffliegen lassen, um dort die Messreihe fortzusetzen, die es seit 2001 gibt.

Spalten werden millimetergenau vermessen

Das Fazit: „Die Hauptspalten unterhalb des Gipfels sind in Bewegung, die Deformationen liegen aber innerhalb der Messtoleranz. Diese Klüfte sind maßgeblich für die Stabilität des ganzen Gipfelbereiches“, so Valentin nach dem Vermessen mit dem Laser in schwindelerregenden Höhen. Das sind gute Nachrichten, denn wäre dieser „Hotspot“ von einem Felssturz betroffen, wäre die Bischofsmütze nicht mehr die Bischofsmütze. Das Aussehen würde komplett verändert, hunderttausende Tonnen Gestein würden ins Tal donnern.

Ostseite besonders instabil

Allerdings: An der Ostseite gibt es laut Valentin lose Stellen, eine davon hat zirka 10.000 Kubikmeter, die extrem labil sind. „Hier besteht aber keine konkrete Gefahr für Menschen, höchstens im Winter auf der Skiroute ins Stuhlloch. Deshalb werden diese Bereiche auch nicht extra einem Monitoring unterzogen“, kennt Valentin die Schwachstellen des Bergs.

Wenn die Felswand ein SMS schickt

Die Flugpolizei und Gerald Valentin müssen alle zwei Jahre zum Gipfelbereich, um die Spaltenbreite zu kontrollieren, eine elektronische Messung ist nicht möglich. „Weil es da oben viel zu exponiert ist. Blitzschlag würde die Sensoren zerstören“, weiß der Geologe und erzählt von einem weiteren „Sorgenkind“ in Salzburg, dem Ingelsberg in Bad Hofgastein. Hier lauern lose Felsbrocken oberhalb der Ortschaft, der Berg wurde daher komplett mit elektronischen Sensoren ausgestattet: „Die Daten können wir live abrufen. Falls sich der Berg außerhalb der festgelegten Toleranz bewegt, bekommen wir ein SMS aufs Handy, um in einem Notfall die Menschen warnen und den Evakuierungsplan aktivieren zu können.“

Kalk auf Dolomit, steiler Zahn auf weichem Sockel

„Man kann sich diesen Berg wirklich vorstellen wie einen Schweizer Käse. Innerhalb des massiven Kalkstockes gibt es große Hohlräume, das Fundament besteht aus labilem Dolomit. Dieses System ,hart auf weich‘ macht die Bischofsmütze zu einem Sorgenkind für uns Geologen“, erklärt Valentin.
 

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