Projekt

Der Einfluss von Gletscher-Randklüften auf Felsstürze

Gletscherschwund ist eine der sichtbarsten Folgen des Klimawandels. Mit dem Rückzug des Eises werden Felsareale freigelegt und deren Temperaturhaushalt beeinflusst. Daraus resultieren eine Schwächung des Gebirges, Felsstürze sowie ein steigendes Risiko für die Besucher der Alpen und die Infrastruktur im Hochgebirge.

Im Kontext der globalen Klimaerwärmung und dem damit verbundenen Eisverlust ist in den nächsten Jahrzehnten alpenweit von einer Verschärfung der Problematik gletschernaher Steinschläge und Felsstürze auszugehen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist in den Alpen seit 1880 um rund 2 % gestiegen. Diese Temperaturerhöhung liegt weit über dem globalen Durchschnitt on knapp 1° C. Auch zukünftig ist im Alpenraum eine stärkere Temperaturerhöhung als im weltweiten Mittel zu erwarten. Dabei ist eine Erhöhung von bis zu 4°C bis zum Jahr 2100 möglich. Konsequenzen sind weiterer Gletscherrückgänge mit einer verstärkten rückschreitenden Erosion der Felswände. Auswirkungen auf Verkehr, Infrastruktur und Tourismus sind die Folge. Spezielle Schutzhütten, Liftanlagen und Wege können in ihren Funktionen dauerhaft beeinträchtigt werden.

Als sensibler Übergangsbereich zwischen Gletscher und Felswand sind Randklüfte von großer Bedeutung. Es wird vermutet, dass die in diesen Bereichen stattfindenden thermischen, hydrologischen und mechanischen Prozesse vorbereitende Faktoren für spätere Massenbewegungen darstellen. Trotz ihrer großen Bedeutung für eine langfristige Risikobetrachtung und die Erklärung der alpinen Landschaftsgenese ist über Felsmechanik, Temperaturverhältnisse und Verwitterungsprozesse in und oberhalb von Randklüften wenig bekannt. Aufgrund schwerer Zugänglichkeit und anspruchsvollen Messbedingungen beschränken sich vorliegende Untersuchungen auf Messungen der Lufttemperatur im obersten Bereich der Randkluft. Systematisch durchgeführte Messungen von Temperatur, Gebirgsfeuchte und Gebirgsdeformation in verschiedenen Randklufttiefen liegen bis dato nicht vor.

Mit Hilfe eines weltweit einzigartigen, innovativen Monitorings an ausgewählten Standorten im Ödenwinkel und am Kitzsteinhorn in Salzburg werden Daten im Umfeld von Randklüften systematisch erfasst um folgende Detailfragen zu beantworten:

  • Welche Rückschlüsse können aus den vorherrschenden thermo-, hydro- und mechanischen Bedingungen auf Kinematik und Intensität der Frostverwitterung bzw. Felsdestabilisierung gezogen werden?
  • Welche mechanischen und thermischen Auswirkungen sind durch Gletschereis auf die Felswände in der Randkluft zu beobachten und welche Rolle spielt der glaziale Stützmauereffekt?
  • Welche topographischen Veränderungen sind im Bereich der Randklüfte zu beobachten?
  • Wie verändern sich kurz- bis mittelfristig Frequenz- und Magnitude bzw. Auslösebereiche von Steinschlägen und Felsstürzen?

Das Projekt ist ein Folgeprojekt des ARGE-ALP-Projektes „Einfluss von Permafrost auf Berg- und Felsstürze“.

Projektlaufzeit: 2016-2019